Beim FC Augsburg geht es generell eher ruhiger zu – doch die jüngsten Meldungen haben dann doch landesweit für Interesse in der Welt des Fußballs gesorgt: Mit David Blitzer steigt ein Investor aus den USA in den Klub ein, der in der Bundesliga spielt. Auch
private equity Investoren aus der Schweiz sind in den globalen Investmentmärkten wichtig. Die große Finanzwelt erhält damit Einzug in das Umfeld der Augsburger, das sich bislang vor allem durch ruhe und regionalen Zusammenhalt auszeichnete. Doch was hat Blitzer mit dem FCA vor und wie könnten sich die Strukturen und Herangehensweisen bei dem Klub nun ändern? Im Folgenden findet sich alles Wissenswerte rund um den Paukenschlag in der Fuggerstadt.
Blitzers Unternehmen investiert 5,5 Millionen Euro
Im Handelsregister ist nachzusehen, dass das Unternehmen Bolt Football Holdings mit 5,5 Millionen Euro beim FC Augsburg eingestiegen ist. Im Gegenzug erhält das Unternehmen 45 Prozent der Anteile, welche rund um den FCA in einer ausgegliederten Aktiengesellschaft vorhanden sind. Hinter Bolt Football Holdings steht David Blitzer, der damit zu einem Geschäftspartner von Klaus Hofmann, dem Präsident des Klubs wird. Die Hofmann Investoren GmbH hält 99,4 Prozent der Aktien der FC Augsburg GmbH und Co. KGaA. In diese ist die Profi-Abteilung der Fuggerstädter ausgegliedert, die seit 10 Jahren in der höchsten deutschen Liga spielen – trotz eines zumeist eher geringen Budgets.Die Bolt Football Holdings ist nun als Gesellschafter in die GmbH von Hofmann eingestiegen. Das Unternehmen mit Sitz in den USA hält nun also 45 Prozent dieser Anteile, Hofmann selbst 30,56 Prozent. Der Rest der Anteile ist zwischen dem Gesellschafter Thilo Sautter (4,07 Prozent) und der Projekt Green GmbH (20,37 Prozent) aufgeteilt. Letztere haben ihre Anteile verkleinert, um Blitzer und seinem Unternehmen den Einstieg zu ermöglichen. Zwei Gesellschafter schieden in diesem Zuge komplett aus: Die MAJA Vermögensverwaltungsgesellschaft und die MHM Group.
Wer ist David Blitzer?
Hintergrund des Deals ist, dass sich Blitzer und Hofmann schon seit rund 20 Jahren kennen. Der US-Amerikaner Blitzer wuchs in Scotch Plains in New Jersey auf. Er machte im Jahr 1987 seinen Abschluss an der Scotch Plains-Fanwood High School und studierte anschließend an der University of Pennsylvania. Sein Studium schloss er mit magna cum laude. Nach seinem Abschluss nahm er 1991 eine Stelle bei der Blackstone Group an und wurde als Senior Managing Director & Head of Tactical Opportunities in der Metropole Ney York City tätig. In der Folge entwickelte er sich zu einem erfolgreichen Geschäftsmann, der eine Schwäche für Sport offenbarte.
Blitzer ist Miteigentümer von mehreren Klubs aus verschiedenen Sportarten. Im Fußball hat er Minderheitsanteile an Crystal Palace, einem Klub aus der Premier League in England. In Belgien gehört der Ersligist Waasland-Beveren seit dem September 2020 zu 97 Prozent zur Bolt-Gruppe. Außerdem mischt er bei zwei weiteren Sportvereinen aus zwei der größten Ligen der Welt mit: Der 52-Jährige hält Anteile an den Philadelphia 76ers aus der US-amerikanischen Basketball-Liga NBA und an den New Jersey Devils aus der Eishockeyliga NHL in den USA.
Was ändert sich im Aufsichtsrat beim FCA?
Im Aufsichtsrat der KGaA rund um den FC Augsburg ergeben sich nach dem Einstieg von Blitzer Veränderungen. Marcus Höfl, als Manager von Franz Beckenbauer bekannt, scheidet aus dem Aufsichtsrat aus, da seine MHM Group keine Anteile mehr hat. Gleiches gilt für Detlef Diesel, der mit der MAJA Vermögensverwaltungsgesellschaft aussteigt. Die Posten der beiden Aufsichtsräte werden allerdings nicht nachbesetzt. Blitzer erhält keinen Platz im Aufsichtsrat und auch keinen anderen Posten bei den Augsburgern. Gleiches gilt für die Bolt-Gruppe.Stattdessen besteht dieser zukünftig nur noch aus drei Personen: Dem Vorsitzenden Stefan Frederking, Thilo Sautter und Jan-Ingwer Callsen-Bracker, seines Zeichens Ex-Profi des FC Augsburg.
Warum investiert Blitzer in den FC Augsburg?
Eine Frage, die nur Blitzer selbst beantworten kann, der sich dazu aber noch nicht geäußert hat. Seine Absichten sind allerdings recht offensichtlich. Für den Unternehmer stellt die Investition beim FCA eine großartige Möglichkeit dar, auch im deutschen Fußball eine Rolle zu spielen – der für Investoren insgesamt sehr schwer zugänglich ist. Mit seiner Bolt-Gruppe ergreift er jede Chance, mehr Bedeutung im Sport zu generieren.
Der FCA gilt außerdem als ambitionierter und attraktiver Verein, der in der Vergangenheit durch gutes Wirtschaften und einen sicheren Platz in der Bundesliga aufgefallen ist. Ein gutes Investment für die Zukunft. Durch die Freundschaft mit Hofmann dürfte er gute Einblicke in den Klub bekommen haben. Der letzte Grund dürfte für Blitzer schlichtweg sein Hobby sein, in verschiedene Sportvereine in den USA und Europa zu investieren.
Was bringt dem FCA der Blitzer-Einstieg?
Für den FC Augsburg bringt der Einstieg von Blitzer ebenfalls den ein oder anderen Vorteil mit sich. Die Fuggerstädter dürfen sich vor allem größere und neue wirtschaftliche Möglichkeiten versprechen, welche mit einem solch global agierenden Unternehmen einhergehen. Ein Schlagwort dabei ist die Internationalisierung. Marketing und Sponsoring auf dem amerikanischen Markt sind für kleine Klubs wie dem FCA schwer durchzusetzen, durch Blitzer und sein Unternehmen werden aber Türen geöffnet. Auch der Austausch mit nordamerikanischen Profiklubs rund um das Knowhow ist eine Chance für den Klub. Gerade in den USA will der FCA schon seit Längerem Präsenz zeigen. Für den Sommer 2020 war eine USA-Reise im Zuge der Vorbereitung geplant. Diese wurde allerdings wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Sie wird aber wohl sehr bald nachgeholt.In finanziell schweren Zeiten bringt der Deal außerdem Sicherheit für einen Klub, der immer gut wirtschaften muss. Der Klub kam ohne staatliche Hilfe durch die Corona-Krise, was bei 35 Millionen Euro an Einbußen beim Umsatz bemerkenswert ist. Eine große Veränderung stellt der Einstieg von Blitzer unterdessen nicht dar, da sich an den Machtverhältnissen nichts ändert. Mit Sicherheit ebenfalls ein wichtiger Punkt für den Klub, der für Tradition steht.
Source: Kicker
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